Schwarzes Brett
Unsere Erfahrungen als Moderatorinnen und Moderatoren in der alltäglichen Praxis sind wertvoll für andere. Hier finden Sie Erfahrungsberichte und können Ideen, Fragen und Anregungen austauschen: Wie können Erzählcafés trotz «Physical Distancing» stattfinden? Welche Erkenntnisse habe ich bei meinem letzten Erzählcafé gewonnen? Füllen Sie das Formular aus und tragen Sie ihre Fragen und Erfahrungen ein. Danke!
Digitale Erzählcafés
Diese Woche haben wir im Rahmen des Erzählbistros eine digitale Videokonferenz mit französisch sprechenden Betroffenen organisiert.
Wir haben im Plenum gestartet und haben dann in zwei Breakout- Räume zwei digitale Erzählcafés durchgeführt. Daniela Hersch und Anne-Marie Nicole haben je ein digitales Erzählcafé geleitet. Die Teilnehmenden hatten grosse Freude daran.
Es ist geplant, dass wir im Februar 2021 eventuell noch einmal in Kleingruppen ein digitales Erzählcafé durchführen.

Erzählcafé unter Corona
Unsere zwei Erzählcafés im Oktober 2020 haben – unter Corona-Vorsichtsmassnahmen – stimmungsvoll und befriedigend im Saal stattgefunden.
Coronagemäss haben wir bis zum Sitzen die Masken getragen und nur eine Person ging (mit Maske) durch den Saal, um Kaffee und Tee zu servieren. Die anderen Esswaren fand jede Person auf einigen kleinen Tellerchen vor sich. Ich war erstaunt, dass die Verständigung gut möglich war, obwohl wir einen riesigen Kreis bilden mussten, bei dem jede Person einen Tisch für sich hatte.
Geschichten aus dem Lockdown im Alterszentrum und Gestaltung der Zukunft
Während dem Lockdown führte ich Erzählcafés für die Bewohnenden eines Alterszentrums durch. So konnten Stimmungen gewürdigt, die Befindlichkeiten und auch das Miteinander verbessert werden. Für einen Rechenschaftsbericht wurden die Anliegen der Bewohnenden in Erzählcafés mit dem Thema “Rückblick Lockdown – Auswertung und Ausblick” erhoben. In der Auswertung zeigten sich einerseits Geschichten aus dieser Zeit, andererseits lagen klare Statements und Wünsche für die Gegenwart und die Zukunft vor, welche nun einbezogen und umgesetzt werden können. Eine tolle Erfahrung!
Erzählcafés in besonderen Zeiten
Die Intervision unter Moderator*innen fand dieses Jahr online statt. Für mich war es eine Gelegenheit darüber nachzudenken, ob ich das Erzählcafé, wie ich es bisher durchgeführt habe, in diesen Umständen weiterführen kann, will und soll. Ich habe gemerkt, dass ich nicht so tun möchte, als ob nichts wäre Erzählcafés “wie gewohnt” durchführe. Zumindest schulde ich es den besonderen Umständen zu anerkennen, dass ich etwas anders machen kann. Fragen, die daraus resultierten sind:
Welche andere Formen gibt es mit Lebensgeschichten den sozialen Zusammenhalt zu fördern? Welche Themen sind jetzt wichtig und würden Menschen ermutigen Lebensgeschichten zu teilen?
Der Austausch mit anderen Moderator*innen war für mich motivierend und anregend. Danke an das Team für die Organisation!
Zu Gast im virtuellen Erzählcafé
Während des Lockdowns zeigten mir Webinare zu digitalem Lernen neue Möglichkeiten auf. Auch für Erzählcafés?
«werdedigital.at» hatte zum online-Erzählcafé zum Thema «Die persönliche EDV-Biografie» eingeladen. Angesprochen waren ältere Personen und Studierende der Uni Klagenfurt, die Internetgeschichte behandeln. 28 Personen trafen sich per Zoom. Wie waren unsere ersten Computererfahrungen? Disketten, Computerkurse, Internet. Und heute? Smartphone, Navi, ständig online. Was nützt, was stresst uns? Macht es abhängig?
Wie war’s? «Mir taugt das sehr. Ich muss nicht raus gehen und kann mich austauschen – sogar mit jemandem aus der CH», brachte es eine ältere Frau aus Salzburg auf den Punkt. Wer zu Hause bleiben will oder (wegen einer Erkrankung) muss, könnte an online-Erzählcafés Gefallen finden. Und vielleicht werden nicht nur Ländergrenzen im virtuellen Raum bedeutungslos. Inspirierend!
Plötzlich ohne Arbeit
Im Moment sind die Räumlichkeiten der Kirchgemeinde, wo ich normalerweise meine Erzählcafés durchführe, geschlossen. Ich fühle mich wie eine arbeitslose Moderatorin. Den Austausch mit einigen wenigen Teilnehmerinnen pflege ich mit zwei „viralen“ Whatsapp-Gruppen – eine deutsch- und eine französischsprachige.
Ich würde mich gerne auf meine selbstständige Arbeit als Moderatorin vorbereiten und neue Institutionen ansprechen mit dem Angebot Erzählcafés durchzuführen. Der Austausch und Kontakt mit Personen, die an Erzählcafés interessiert sind, bleibt mir wichtig und ich nehme gerne beim Online-Austausch unter Moderatorinnen und Moderatoren des Netzwerks Erzählcafé teil, um Informationen zu bekommen und am Ball zu bleiben.
Über Dinge, die uns bewegen, schreiben und lesen
Unser letztes Erzählcafe fand an der Quartierkoordination Gundeli Anfang März statt und wurde mit dem Thema “Der erste Brief“ eröffnet. Auf die Frage die ich am Schluss gestellt habe: “An wen hätten Sie heute einen Brief geschrieben?“, habe ich spannende Antworten bekommen. Nach ein paar Tagen, traf ich eine Teilnehmerin. Sie berichtete mir, dass sie während der Corona-Krise, den ungeschriebenen Brief geschrieben hatte! Das hat mich sehr gefreut und zugleich nachdenklich gemacht. Während dieser Zeit, könnte man das Erzählcafé mit Briefen ersetzen und anstatt zu erzählen und zuhören, einfach über die Dinge die uns bewegen, schreiben und lesen…
Erzählcafé per Videokonferenz
Ich habe ein Erzählcafé per Video-Konferenz ausprobiert.
Das Thema war: Mein Frühjahr 2020 – Was hast du erlebt, was dich nachdenklich gestimmt hat? Die Einladung habe ich in der Facebook Gruppe “Gern gscheh – St.Gallen hilft” gepostet und in meinem persönlichen Umfeld per E-Mail verschickt. Mitmachen konnten alle ohne Anmeldung mit einem Link zu einem Webex – Meeting Raum. Teilgenommen, haben eine Gruppe von 4 Personen aus meinem Umfeld.
Meine Erkenntnis:
Das Erzählcafé per Videokonferenz hatte eine ähnliche Tiefe und Verbundenheit wie ein übliches Erzählcafé. Es erlaubt Regionen-übergreifend Menschen zusammenzubringen und Erzählräume zu schaffen. Ich denke es ist eine Alternative, welches dem physischen Erzählcafé sehr Nahe kommt. Die Bewerbung bleibt aber schwierig. Wie finde ich Teilnehmende für das Erzählcafé?

Erzählen mit Museumsobjekten
Das «Musée imaginaire Suisse» ist ein digitales Museum mit Objekten und Geschichten, die Besuchende ausgewählt haben. Gemeinsam mit dem Netzwerk Erzählcafé haben sie Personen dazu angeregt, ihre Lebensgeschichten zum Thema «Geschenke» zu teilen. Auf https://museumzuhause.ch/lebensgeschichten-ueber-geschenke/ finden Sie die Geschichten.
Versuchen Sie es auch: Lesen und teilen Sie Lebensgeschichten über «Geschenke». Wir freuen uns auf Rückmeldungen.
Wandernd Erzählen
In Corona Zeiten merkt man besonders, wie nährend Begegnungen und Gespräche sein können und wie sehr sie uns fehlen können. Ich auf jeden Fall vermisse es und deshalb freue ich mich um so mehr, dass die Massnahmen nun langsam gelockert werden und wir bald wieder zusammen kommen können. Ich biete in dieser Zeit Wander-Mahle an:
Wir werden in einer 5-Gruppe draussen in der Natur unterwegs sein und an schönen Orten Halt machen für “Erzähl Mahl Runden”. Wir werden gemeinsam essen, ums Feuer sitzen im Sharing Circle und einen ganzen Tag lang Zeit haben, um uns zu einem Thema auszutauschen. Mehr Informationen auf meiner Webseite: www.wirklich-begegnen.ch
Mit Postkarten in Kontakt bleiben
Für mich ist es nicht einfach, den Kontakt mit den regelmässigen Teilnehmerinnen aufrecht zu erhalten. Zwei verfügen weder über ein Natel noch eine E-Mail-Adresse. Ihnen schicke ich regelmässig Postkarten mit einem Aufsteller, einer Frage. Ich will diese zwei älteren Frauen, denen diese Abende besonders wichtig sind, von einem virtuellen Erzähcafé nicht ausschliessen. So bin ich hin und her gerissen, ob und wie ich allenfalls ein Erzählcafé via Internet durchführen soll und will.
Psychische Gesundheit sichern
Wir haben unsere Erzählcafés in der Pro Senectute zunächst abgesagt. Innerhalb der Organisation kümmern wir uns jetzt um Prioritäten wie unseren Mahlzeitendienst, die Einkaufshilfe und die Sicherstellung der weiteren Beratung. Darüber hinaus bieten zwei mal täglich Sport- und Bewegungungskurse im lokalen Fernsehen an.
Mein Hauptanliegen ist die psychische Gesundheit der älteren Menschen zu sichern. Wenn sich alles wieder ein wenig beruhigt hat, werde ich telefonisch mit meinen Teilnehmenden Kontakt aufnehmen.
Per Telefon Kontakte pflegen
Meine heutigen Kontakte pflege ich alle per Telefon, da ich auch zur Risikogruppe 65+ gehöre.
Teilnehmenden meines Erzählcafés, von denen ich weiss, dass sie schon vor der Krise gesundheitliche Probleme hatten, stelle ich telefonisch die Fragen: “Wie geht es dir heute, was machst du gerade, was macht dir, allem zum Trotz, Freude im jetzigen Alltag.” Ich höre einfach zu, auch zwischen dem Gesagten.
Eine alleinstehende, seit einem Jahr fast blinde Witfrau (95) freut sich über meine Anrufe. Sie geniesst die Frühlingssonne auf ihrem Balkon, kocht, empfindet jedoch auch manchmal Langeweile. Kurzentschlossen habe ich einen Seelsorger von unserer Kirche für sie organisiert. Er wird ihr nun den Alltag mit Anrufen erhellen.
Erzählrunde per E-Mail
Als die Corona-Pandemie begann, dachte ich zuerst: Ja, dann fällt das Erzählcafé halt aus. Doch einige Zeit später hatte ich das Bedürfnis, etwas zu machen, um den Austausch zu fördern.
Ich habe eine Erzählrunde per E-Mail ins Leben gerufen. 14 wild zusammengewürfelte Menschen aus meinem Umfeld haben sich am 2.-9. April 2020 ihre Geschichten zum Thema «Jung sein, Alt werden» zugeschickt.
Meine Erfahrungen:
– Ich merke, dass durch den schriftlichen Weg sehr reflektierte Geschichten entstehen.
– Ich denke, es ist wichtig, auch bei einer E-Mail-Erzählrunde zu moderieren. Fast jeden Tag habe ich mich bei den Personen bedankt, die geschrieben haben, zusammengefasst und weitere Fragen gestellt. Ich habe auch immer wieder betont, dass wir bei unseren konkreten Geschichten bleiben.
– Für Personen, die nicht gut Deutsch können, oder schreiben ist das eine Herausforderung. Es ist viel Lesestoff und das kann abschreckend wirken.
Fazit:
Es hat Spass gemacht und es sind unterschiedliche Geschichten zusammengekommen. Ich habe das Gefühl von jeder Geschichte konnte ich etwas mitnehmen. Jede Geschichte hat eine neue Facette des Themas aufgemacht und mich zum nachdenken gebracht. Das Schreiben verleitet automatisch zum reflektieren, aber das kann ich als Moderatorin steuern, in dem ich betone, dass es keine literarischen Texte sein müssen. Es ist eine sehr dichte und intensive Erfahrung, da was normalerweise auf ca. 2 Stunden erzählen, in Texte verpackt wird. Schreiben hat eine ganz andere Qualität als das Erzählen!
Erzählformat auf Facebook?
Auf Facebook möchte ich eine zukunftsfähige Form des Erzählcafés finden. Es ist schliesslich auch eine Chance, wenn man ohne Ortsgebundenheit erzählen kann!
Auf unserer Facebook Seite habe ich eine Einladung zum Erzählen erstellt. Personen können den Beitrag kommentieren, oder auch per E-Mail oder über Facebook-Messenger ihre Geschichten direkt an mich schreiben.
Ich bin gespannt was daraus wird!
Facebook
Kontakt auf postalischem Weg
Das Erzählcafé, welches ich leite, ist seit Januar selbst-organisiert. Wir hatten zwei Erzählcafés (Monats-Rhythmus); das März-Treffen und die folgenden konnten nicht mehr stattfinden.
Die Zusammenkünfte sind in einem privaten Altersheim. Dort ist das ganze Haus in Quarantäne. Ich wollte so weit das möglich ist Kontakt halten und sandte einen Brief auf dem Postweg an die mir bekannten Adressen. Von den Teilnehmenden haben wenige IT-Anschluss. Deshalb wählte ich den Postweg für eine Nachricht. In der Beilage war eine Geschichte, die eine heitere Note hat und Zuversicht ausstrahlt. Das kam gut an. Es gab zwei Rückmeldungen, beide dankend und erfreut.
Sobald der nächste Termin für das Erzählcafé geklärt ist, werde ich mit einem weiteren Brief alle Teilnehmenden informieren.
Erzählrunde per E-Mail
Wir führen unser Erzählcafé weiterhin elektronisch durch! An unsere regelmässigen Gäste haben wir ein Mail mit dieser Anleitung verschickt:
“Wer möchte, schreibt seine/ihre Geschichte per Mail an alle! Es ist egal, wenn ihr Fehler macht oder keine perfekten Sätze schreibt. Beim Reden sind wir ja auch nicht perfekt. Wichtig ist der Inhalt eurer Erzählungen!
Bitte achtet darauf, dass ihr nicht antworten anklickt, sondern unbedingt: allen antworten! Nur so bekommen alle Gäste eure Geschichte. Damit auch das elektronische Erzählcafé einen Anfang und ein Ende hat, bitte ich euch, eure Geschichten im Zeitraum von Freitag, 27. bis Sonntag, 29. März zu verschicken.”
Der Bericht im Anhang erschien im kirchlichen Mitteilungsblatt.