Inspirierendes Erzählcafé: Zu Gast in Solothurn

Zusammen durch Solothurn schlendern, bei barocken Bauwerken Halt machen und sich Geschichten aus dem Leben erzählen: Claudia Sollberger verbindet die Stadtführung mit einem Erzählcafé. Die innovative Idee überzeugte nicht nur das Tourismusbüro, sondern auch uns.

Claudia Sollberger (links) und die Teilnehmenden erzählen sich Stadtgeschichten.

Frau Sollberger, wie läuft Ihr Erzählcafé ab?

Claudia Sollberger: Ich spaziere mit Personen aus unterschiedlichen Generationen zusammen durch Solothurn. An verschiedenen Orten der Stadt machen wir Halt. Ich erkläre die Sehenswürdigkeiten und fordere die Gruppe dann auf, selber Erlebnisse zu erzählen. Manchmal ist es der Marktplatz, manchmal eine Kathedrale oder ein Restaurant, das uns als Inspirationsquelle dient.

Dann sind Sie auch Stadtführerin?

Ja! Ich arbeite schon länger als Stadtführerin und hatte die Idee, den Rundgang mit dem Erzählcafé zu verbinden. Die Menschen haben so sehr persönliche Gespräche. Am Schluss der Führung trinken wir dann noch etwas zusammen.

Was erzählen Teilnehmende am Erzählcafé?

Während dem Rundgang erzählen sich die Teilnehmenden persönliche Erlebnisse, die ihnen ohne die inspirierende Atmosphäre in der Stadt vielleicht gar nie eingefallen wären. Als ich beispielsweise die Legende des tapferen Bauern erzählte, der 1382 Solothurn gerettet hatte, erinnerten sich viele an eine eigene gute Tat in ihrem Leben.

Erzählen Sie uns von einem lustigen Moment.

Wir standen auf dem Marktplatz. Ich erzählte der Gruppe vom schönen Markt, auf dem die Solothurnerinnen und Solothurner zweimal wöchentlich frische Produkte einkaufen. Eine Teilnehmerin lachte und sagte, dass sie selber einmal Marktfrau war und selbstgemachte Konfitüre anbot. Das Blatt wendete sich aber und sie musste ihre Konfi zwei Jahre lang selber verzehren. Wir mussten alle herzlich lachen.

Gibt es auch traurige Momente?

Natürlich. Einmal regnete es in Strömen und wir sprachen über den Weissenstein, den Solothurner Hausberg auf 1291 M.ü.M. Ein älterer Mann erzählte von einer Reise, auf der eine Person starb. Die Reisegruppe führte die Reise weiter, weil der Verstorbene dies so gewünscht hatte. Mit grosser Andacht hörten alle zu – Regen und Kälte waren auf einmal vergessen. Es entstand eine unglaublich magische und vertrauensvolle Atmosphäre. Dieser Moment wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Zur Person

Claudia Sollberger arbeitet unter anderem als Stadtführerin und Moderatorin von Erzählcafés. Als sie die Idee «Stadtführung plus Erzählcafé» dem Tourismus Solothurn vorstellte, waren diese begeistert und nahmen ihre Stadtführung ins Jahresprogramm auf.

 

Förderprogramm «Inspiration 2019»

Im Jahr 2019 fördern wir Erzählcafés, deren Zielgruppen bisher wenig berücksichtigt und angesprochen wurden und/oder deren Rahmen innovativ ist. Wir unterstützen die Erzählcafés in Form eines Porträts auf unserer Website und einem einmaligen Förderbeitrag in der Höhe von 500 Franken. Erfahren Sie mehr!